"No to Racism"

„No to Racism“ von den Autor*innen Rahel El-Maawi, Mani Owzar und Tilo Bur erschienen im hep Verlag, Bern 2022 ist ein umfassendes Grundlagenwerk für eine rassismuskritische Schulhauskultur. 

Der Inhalt

Auf 150 Seiten gegliedert in 11 Kapitel plus Glossar und Literaturempfehlung wird zunächst der Begriff „Rassismus“ definiert, in seinen unterschiedlichen Formen erfasst und seine Auswirkungen im schweizerischen Kontext (aktuell wie auch historisch) geschildert. Anschliessend wird auf Grundlage der Erörterungen zu den Ebenen (Alltags-, Institutioneller und Struktureller Rassismus) beschrieben, wie Kinder Rassismus erlernen und welche Folgen das auf die Kinder und das Bildungssystem mit all seinen Schulakteur*innen hat. Im letzten Teil dann wird aufgezeigt wie rassismuskritisches Handeln in der Schule gelingen und etabliert werden kann. 

Das umfangreiche Glossar gibt einen erklärenden Überblick mit Hintergrundinformationen über die wichtigsten Begriffe, die im Kontext mit dem Thema auftauchen, Verwendung finden, vermieden oder nur als Selbstbezeichnung verwendet bzw. als entwürdigend wahrgenommen werden und auch unter www.notoracism.ch einsehbar sind, sowie dort mindestens jährlich überprüft und aktualisiert werden.

Die umfangreichen Literaturempfehlungen verweisen auf weitere hilfreiche Quellen für eine rassismuskritische Auseinandersetzung, die zum Weiterdenken anregen sollen, die aber auch im Unterricht eingebaut, in Bibliotheken aufgenommen oder einfach nur weiterempfohlen werden könnten.

Einordnung aus Schulsozialarbeiterischer Sicht

Das vorliegende Buch hält/bietet was der Titel verspricht: ein Grundlagenwerk zur umfassenden inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Thematik des Rassismus im spezifisch schweizerischen Schulkontext. 

Aus fachlicher Sicht ist die Aussage zu bekräftigen, Rassismus als „gesellschaftliches – und nicht als ein persönliches – Problem“ (S. 27) einzustufen. Personen „sollen sich nicht als Person infrage stellen und an sich selbst zweifeln müssen“, was durch rassismuskritische Kommunikation im schulischen Kontext gemindert wird. „Rassismus prägt die soziale Wirklichkeit vieler Menschen. Wir alle sind aufgefordert, Rassismus in seiner Struktur und Wirksamkeit zu erkennen und ihm etwas entgegenzusetzen“ (S. 27), womit die gesellschaftliche Bedeutung der Problematik betont und die Handlungsaufforderung klar formuliert wird und auch gesetzliche und konventionelle Argumente dafür aufgeführt werden. Den Ausführungen folgend wird deutlich, welche feinen Nuancen zwischen kulturellen Stereotypen und rassistischen und damit diskriminierenden Praktiken liegen und wie komplex die Thematik zu verstehen und zu bearbeiten ist.

 Für Schulpraktiker*innen sind insbesondere die vertiefenden Erklärungen und reflektierenden Fragen sehr hilfreich und praxisnah. Die einzelnen Kapitel verfügen jeweils über umfangreiche Tabellen, Checklisten, Fragenkataloge und Schritt für Schritt Anleitungen für die Sensibilisierung und Umsetzung. Besonders erwähnenswert erscheint hier das Kapitel 7 „Wie erlernen Kinder Rassismus?“ mit den praxisnahen Hinweisen, wie ein gelingender Austausch mit Kindern über die Thematik erfolgen kann (S. 75f). Die vertiefenden Erklärungen und Reflexionsfragen helfen der lesenden Person in der Auseinandersetzung mit eigenen Verstrickungen und der Etablierung einer rassismussensiblen Haltung. Gerade für Schulangehörige, deren erster Impuls der Gedanke „aber wir sind doch gar nicht rassistisch“ ist, kann diese Auseinandersetzung ein wahrer Augenöffner sein. 

Den Autor*innen gelingt es, den Fokus sowohl auf Kinder und ihre Kompetenzstärkung zur Thematik zu legen, ohne dabei die zentrale Auseinandersetzung der Erwachsenen zu vernachlässigen. Dies erscheint gerade in rassismusgeprägten Konfliktsituationen unter Kindern, die häufig komplexe Anforderungen an die Fachpersonen stellen, als sehr hilfreich. Durch diese mehrschichtigen und differenzierten Beschreibungen unterstützen die Autor*innen die Entwicklung einer rassismuskritischen und diversitätssensiblen schulischen Lebenswelt auf der Grundlage eines fachlichen, normativen aber auch gesetzlichen Argumentariums. 

 

Fazit

Eine sehr gute Empfehlung für alle Akteur*innen denen es ernst ist im Aufbau und der Prägung einer rassismuskritischen und diversitätssensiblen Schul(haus)kultur.

 «Eine rassismussensible Schule bedeutet nicht, dass alle die richtigen Unterrichtsmaterialien verwenden und die richtigen Begriffe. Eine rassismussensible Schule befindet sich vielmehr im Prozess des gemeinsamen Erlernens von rassistischen Strukturen zur gemeinsamen Verantwortungsübernahme.» (S.104)

Martina Good Co-Präsidium SSAV, Roger Strähl SSAV, Yves Tappert Vorstand SSAV